Pflege und Gesundheit im Fokus
Um sich mit dem Themenfeld „Gesundheit und Pflege“ intensiver zu beschäftigen, waren am vergangenen Montag 20 aktive Politikerinnen und Politiker aus den Reihen der CDU einer Einladung ins Kevelaerer Hotel Klostegarten gefolgt. In Kooperation mit dem Caritasverband Geldern-Kevelaer hatte die Christlich Demokratische Arbeitnehmerschaft (CDA) eingeladen, zusammen mit der Parlamentarischen Staatssekretärin im Bundesgesundheitsministerium, Sabine Weiss neue Entwicklungen und auch Problemlagen im Gesundheitssektor zu erörtern, ganz im Sinne eines „Politik trifft Praxis“-Formates.
Großen Raum nahm dabei die Diskussion der Ausbildungssituation und die Nachwuchsgewinnung im Bereich der Altenpflege ein – der hier herrschende Fachkräftemangel ist hinlänglich bekannt. Nach einem kurzen Impuls aus der Praxis durch Susanne Heinrich (stellv. Bereichsleiterin stationäre Pflege) ging Sabine Weiss auf die zwingend notwendige Imageaufwertung des Altenpflegeberufs ein, die einerseits ein erklärtes Ziel in ihrem Ministeriums ist, andererseits aber durch alle Beteiligten geleistet werden muss. Diese Attraktivierung ist auch eines der Ziele, der seit diesem Jahr geltenden neuen Ausbildungsordnung (generalistische Pflegeausbildung). Für den aktuell starken Einbruch der Bewerberzahlen um einen Ausbildungsplatz (nur 12 der 35 angebotenen Plätze sind bisher besetzt) hatten aber weder Karl Döring (Caritas-Vorstand) noch Susanne Heinrich eine abschließende Erklärung – womöglich kommt es zu Abwanderungseffekten in Richtung der Krankenhäuser. Sabine Weiss sicherte zu, dass man die Entwicklung im Auge behalten und gegebenenfalls nachsteuern werde. Genau diese Art von Austausch war ein erklärtes Ziel der Veranstaltung, wie CDA-Kreisvorsitzender Matthias Wirth in seiner Einführung herausgestellt hatte. Unter den Teilnehmern waren neben zahlreichen Kandidatinnen und Kandidaten für Räte und Kreistag auch der Kreis Klever Bundestagsabgeordnete Stefan Rouenhoff und die Landtagsabgeordnete für den Südkreis, Margret Voßeler-Deppe, die in einem Statement die Bemühungen der Landesregierung zur Verbesserung der Nachwuchssituation bei Landärzten umriss – hier kann die Bundespolitik nur unterstützend wirken, da es sich um eine Aufgabe der Bundesländer handelt, wie Sabine Weiss anschließend deutlich machte. Stefan Rouenhoff plädierte dafür, sich aufgeschlossener für „neue Formen“ der Niederlassung zu zeigen, zum Bespiel in Versorgungszentren oder als genossenschaftliches Model. Das wäre auch ein wirkungsvoller Beitrag dazu, die „Work-Life-Balance“ für junge Medizinerinnen und Mediziner zu verbessern, was die Arbeit im ländlichen Raum attraktiver macht.
Letztlich wird die Bedeutung von Gesundheits- und Pflegethemen in den nächsten Jahren erheblich zunehmen, was es erforderlich macht, sich auf allen politischen Ebenen damit intensiv auseinanderzusetzen und auch in der Kommunalpolitik nach individuellen Lösungen für die Situation vor Ort zu suchen. So strich Landratskandidatin Silke Gorißen heraus, ein besonderes Augenmerk auf die pflegenden Angehörigen zu legen, deren hohe körperliche und mentale Belastung zu oft keine Beachtung findet, wie sie aus eigener Erfahrung berichten konnte. Die Ausweitung hier bereits bestehender Unterstützungsnetzwerke voranzutreiben, war dann auch eine klare Botschaft an die Kommunalpolitik, zum Beispiel an die beiden anwesenden Bürgermeisterkandidaten aus Kevelaer und Straelen, Mario Maaßen und Wolfram Pott. Genauso wird es in den nächsten Jahren Aufgabe der Politik in den Städten und Gemeinden sein, Bedingungen herzustellen, die es jungen Ärztinnen und Ärzten attraktiv machen, sich auf dem Land niederzulassen. Dass allein ein Warten auf die zweifelsohne großen Bemühungen in Düsseldorf hier nicht reicht, stellt der Kreis Kleve seit Jahren mit seinen Stipendien- und Förderprogrammen unter Beweis.
Die Lebendigkeit der Diskussion und die Umfänglichkeit der angerissenen Themen brachten es mit sich, dass der große Komplex „Pflegeversicherung“ nur gestreift werden konnte. Dabei hatte gerade Caritas-Vorstand Karl Döring einen bedenkenswerten Impuls geliefert, der es verdient hat, noch ausführlich diskutiert zu werden. Er plädierte dafür, die gedankliche Trennung in die Welt der stationären Pflege einerseits und ambulante Pflege andererseits, einzureißen. Die entscheidende Rolle spielt eine fachgerechte Pflegeleistung bei auskömmlicher Finanzierung ohne Beachtung der Wohnform. Sabine Weiss versprach, in nächster Zeit wieder zur CDA in den Kreis Kleve zu kommen, um die Diskussion an dieser Stelle fortzusetzen.